Foto: Joergens.mi/Wikipedia / commons.wikimedia.org/wiki/File:Radio_Dreyeckland_1.jpg / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode
„Die Häuser denen, die darin wohnen!“
Bezahlbarer und selbst verwalteter Wohnraum ist in Deutschland vielerorts knapp, vor allem in den Großstädten. Selbstorganisiert wohnen, solidarisch wirtschaften – Syndikats-Mietshäuser sollen dauerhaft der Spekulation entzogen werden.
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„Die Entwicklung der Miet- und Immobilienpreise in den Großstädten zeigen die Auswirkungen ungebremster Bodenspekulation und das Versagen bisheriger Wohnraum- und Bodenpolitik. So sind die Bodenpreise in München seit den 1950er Jahren um 34.000 Prozent gestiegen. [1] Im Zusammenspiel mit der Privatisierungswelle der 1990er Jahre, der Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus durch viele Kommunen und dem Auslaufen sozialer Mietpreisbindungen kam es so zu einer besonders für Menschen mit mittleren und geringen Einkommen katastrophalen Situation.“ So fasst das Mietshäuser Syndikat die aktuelle Wohnproblematik zusammen. Als Solidarverbund von Hausprojekten in ganz Deutschland zeigt das Mietshäuser Syndikat einen anderen Weg auf, in dem es Gruppen dabei unterstützt, Immobilien in Gemeineigentum zu überführen und autonom zu verwalten.
Häuser in kollektivem Besitz
Um eine Immobilie der Spekulation zu entziehen, wird sie durch eine für jedes Projekt eigens gegründeten Haus-GmbH erworben. Diese hat genau zwei Gesellschafter: Der eine Gesellschafter ist der Haus-Verein, dessen Mitglieder die Bewohner*innen des Hauses sind. Sie verwalten das Haus autonom von der Mieter*innensuche bis zu anstehenden Renovierungen. Der andere Gesellschafter ist das Mietshäuser Syndikat, also der basisdemokratisch organisierte Verbund aller bestehenden Projekte. Als Wächterorganisation hat es ein Stimmrecht in Fragen, die das Grundbuch betreffen. So ist sicher, dass die Immobilie immer in kollektivem Besitz verbleibt.
Die Bewohner*innen brauchen dabei kein Eigenkapital und keine Einlagen, denn der Erwerb der Immobilie wird durch eine Kombination aus Bank- und Direktkrediten finanziert. Diese werden im Laufe der Zeit durch die Mieteinnahmen getilgt. Dabei geht auch ein kleiner Anteil der Mieten in den Solidarfonds des Mietshäuser Syndikats. Sind Kredite und Zinsen irgendwann getilgt, fließt ein Großteil der Mieteinnahmen in den Solidarfonds. Daraus werden die notwendigen Einlagen des Stammkapitals bei allen Hausbesitz-GmbHs finanziert und auch neue Hausprojekte finanziell angeschoben.
Entstanden ist das Modell in den 1980er-Jahren in Freiburg aus der Hausbesetzer*innenszene. Mittlerweile gehören dem Verbund 144 Hausprojekte an. Wie das Modell des Mietshäuser Syndikats genau funktioniert, erläutern die Macher*innen des Solidarverbunds in dem 65-minütigen Film „Das ist unser Haus“.