Grafik: Polygraph Design
Vegetarisch essen
Fleisch gehört für viele Menschen selbstverständlich auf den Speiseplan. Unsere Lust auf Schnitzel und Co. nimmt gegenwärtig Massentierhaltung in Kauf, bringt hohe Umweltbelastungen mit sich und schadet der Gesundheit. Darf’s deshalb etwas weniger sein? Oder gar kein Fleisch mehr?
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Eine Studie der Universität Oxford hat berechnet, welchen Effekt eine fleischlose Ernährung hätte: Der Ausstoß von Treibhausgasen würde drastisch sinken. Die Herstellung und der Verbrauch von Nahrungsmitteln verursachen etwa ein Viertel aller schädlichen Emissionen – davon würden 60 Prozent durch den Verzicht auf Fleisch entfallen. Gesünder wäre es auch: Denn wer weniger Fleisch, aber mehr Obst und Gemüse isst, wird seltener dick und herzkrank. Unterm Strich gäbe es auch ein Plus auf dem Konto: Knapp 1,5 Billiarden Dollar könnten bei der Krankenversorgung und den Kosten für Klimafolgeschäden eingespart werden.
Gute Gründe aufs Fleisch zu verzichten gibt es also viele. Doch Gewohnheiten am Esstisch aufzugeben, ist nicht leicht.
Projekte und Beispiele
Weltacker
Teilt man die Ackerfläche der Erde durch die gesamte Bevölkerung, ergibt das 2000 Quadratmeter pro Person. Auf diesem Land müsste alles wachsen, was ein Mensch innerhalb eines Jahres verbraucht – und zwar nicht nur sein Obst und Gemüse. Auch Baumwolle für unsere Kleidung, Raps für unseren Sprit, Soja und Weizen als Futterpflanzen für Tiere und vieles mehr. Damit könnte für jeden Menschen eine ausgewogene Versorgung mit allem Notwendigen garantiert werden. Die Lust auf Fleisch und der große Energiehunger der Industrienationen beanspruchen jedoch weit mehr Fläche pro Person. Ein Beispiel: Jede*r Deutsche isst pro Jahr etwa 60 Kilogramm Fleisch. Für ein Kilogramm Schweinefleisch braucht es in dieser Rechnung neun Quadratmeter Fläche. Also aufs Jahr betrachtet allein 540 Quadratmeter für unseren Fleischkonsum. Von den 2000 Quadratmetern pro Person wäre bereits ein Viertel nur für den Genuss von Schnitzeln und Co. verbraucht. Für all‘ die anderen Dinge unseres täglichen Bedarfs genügt der sinnbildliche Weltacker dann nicht mehr. Würden wir unseren Verzehr von Fleisch und den Verbrauch von Energie deutlich einschränken, könnte es für alle genug geben.
Die Zukunftsstiftung Landwirtschaft in Berlin hat das Konzept greifbar gemacht: Dort können Besucher*innen erfahren, was auf 2000 Quadratmetern tatsächlich wachsen kann oder welche Flächen umgerechnet für Gerichte wie Currywurst oder Pizza benötigt werden.
Was kostet die Tier-Welt?
Wer zahlt für die Schäden an Umwelt und Klima, die bei der Herstellung von Fleisch und Wurst entstehen? Bislang niemand – nicht die Hersteller, nicht die Kund*innen.
Könnte eine Steuer auf Fleischprodukte diese Lücke füllen? Bislang zahlen Verbrauchen*innen in Deutschland nur sieben Prozent Steuern – wie für alles, was für das tägliche Leben nötig ist. Doch ist Fleisch ein Muss? Mehrfach wurde bereits gefordert, den Steuersatz für Schnitzel und Co. auf 19 Prozent zu erhöhen – Fleisch also wie ein Luxusgut zu behandeln. Schätzungen zufolge würde der Verzehr von Schwein, Rind und Geflügel nur um etwa vier Prozent sinken. Dieser Effekt ist also eher gering – und durch den höheren Preis an der Ladentheke würde vermutlich mehr billiges Fleisch gekauft. Die größte Last liegt bei Menschen mit einem geringen Einkommen.
Ein anderer Weg wäre deshalb die Einführung einer CO2-Steuer. Wird Fleisch hergestellt, braucht es Futter, beheizte Ställe und die Tiere müssen transportiert werden – bei all diesen Schritten entstehen schädliche Klimagase, für die künftig eine Abgabe anfallen könnte. Vor allem Hersteller, aber auch Kund*innen würde diese Kosten tragen. Mit den Einnahmen aus diesen Abgaben könnte der Umweltschutz gestärkt werden.
In der Diskussion: die Einführung einer Steuer für CO2-Emissionen.
Foto: studio v-zwoelf / Fotolia
Fleisch ist kein Gemüse
„Nie wieder Fleisch?“ Für viele Menschen undenkbar. Es muss auch nicht gleich der radikale Verzicht sein. Für das Tierwohl und die Umwelt ist schon viel erreicht, wenn seltener Fleisch verzehrt wird und die Tiere aus ökologischer Haltung kommen.
Der Online-Handel „Meine kleine Farm“ aus Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, einen „beWursteren“ Konsum von Fleisch zu fördern. Die Tiere stammen aus der Freilandhaltung kleiner Bauernhöfe und werden von einer lokalen Metzgerei verarbeitet. Was drin ist, steht drauf: Auf dem Deckel lacht die Kund*innen das Tier an, das für das Produkt in der Hand geschlachtet wurde.
Was früher selbstverständlich war, kehrt heute in die Kochtöpfe zurück. In den Küchen der Restaurants wird immer häufiger dem Prinzip „Nose to Tail“ (Deutsch: „von der Nase bis zum Schwanz“) Rechnung getragen: Jedes Tier sollte vollständig verarbeitet werden. Keine Selbstverständlichkeit, denn oft werden nur etwa 40 bis 55 Prozent eines Tieres verwertet.
Kantinen und Küchen öffentlicher Einrichtungen könnten mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie sich von großen Portionen wie dem „XXL Schnitzel“ verabschieden und häufiger Tage ohne Currywurst und Co. auf der Speisekarte einplanen.