Foto: Futurium
In dieser Sound-Installation ist der Wurm drin
Mit Klatschen zur Klangkunst
Der Designer Raphaël de Courville klatscht mit den Händen in das trichterförmige Ende des Sprachrohres. Die comichafte Projektion an der Wand erwacht zum Leben: Klangwürmer schlüpfen aus der Insel und schlängeln sich über die Wand, verbinden sich mit anderen, teilen sich, fesseln das Auge der Betrachter*innen. Interaktive Kunst oder Sound-Installation? Von beidem ein bisschen. Die Klangwürmer des Berliner Design-Studios Neeeu machen Spaß und fördern die Kreativität.
Foto: Futurium
Und damit sind sie im Futurium Lab als Experimentierküche und Ideenschmiede genau richtig. Als das Team von Neeeu mit dem Design speziell für das Cave begann, zog es Kreativ-Experten hinzu: Kinder haben den Look der Klangwürmer in einem Workshop im Futurium gestaltet. „Dabei stellten wir fest, dass sie sich in dem großen dunklen Raum eingeschüchtert fühlten“, sagt Raphaël von Neeeu. Wie also die jungen Besucher*innen aus der Reserve locken?
Ideen werden geboren, verändert und ergänzt
Durch Klänge, denn die Installation macht Töne sichtbar. Und das auf eine sehr spielerische Art und Weise. Wer in eines der drei bunten Sprachrohre ruft, sendet die Daten dieses Tons an einen Computer, der ihn in Symbole umwandelt. Diese Symbole reihen sich aneinander und bilden die Klangwürmer. Das klappt mit einzelnen Lauten und Geräuschen, aber auch mit ganzen Liedern. „Alle meine Entchen“ in Wurmsprache also.
Dabei lassen die wuseligen Tierchen Betrachter*innen jede Menge Interpretationsspielraum. So kann jedes Exemplar an eine DNA-Helix erinnern. Wie bei der Zellteilung in einem menschlichen Organismus laufen in der Projektion an der Wand Prozesse ab: Animierte kleine Vögel kommen ins Spiel, trennen die Würmer in der Mitte durch und setzen sie wieder zusammen. Zugleich aber repräsentieren die Klangwürmer Ideen: „Die Idee eines Menschen wird geboren, wird modifiziert und ergänzt“, sagt Raphaël. Wer lange auf das kunterbunte Treiben blickt, kann die Verwandlung verfolgen – und hat vielleicht eine Vorstellung, wie der Ideenfindungsprozess vor sich geht, um den sich hier unten im Futurium Lab so vieles dreht.
Neeeu ist ein multidisziplinäres Design-Studio, das Raumerlebnisse in Interaktion mit Besucher*innen schafft. Sie sind Grafik-, Medien, Interaktions- und Industrie-Designer*innen: „Jeder von uns hat eine Superkraft – ein bisschen wie bei einer Truppe Superhelden“, sagt Raphaël, „Als ein begeistertes Team von Designern, Machern und Futuristen, die sich für Design, Kunst, Interaktion und Technologie begeistern“. Recherche, Prototyp-Bau, das Entwerfen von Räumen und Gestalten von Produkten gehören für sie zum Schaffensprozess.
Jan Windszus
„Neu ist nicht gleich besser“
Wichtig ist den Machern von Neeeu, dass sie bei aller Spielerei verantwortungsvoll mit neuen Technologien umgehen. „Neu ist nicht gleich besser“, sagt Laurence Ivil, der Redaktionsleiter im Team von Neeeu. Der kritische Blick auf den Kult um immer neue Technologien wird auch im Studio-Namen deutlich: „Neeeu“ übertreibt und nimmt den Kult somit spielerisch auf die Schippe.
Denn Spaß steht für die Schöpfer an erster Stelle. „Wir wollen, dass die Besucher*innen klatschen, singen, rufen – so richtig durchdrehen“, erklärt Raphaël. Und zwar unabhängig vom Alter: „Bei unserer Sound-Installation entdecken auch Erwachsene ihr inneres Kind wieder.“