Foto: David von Becker

Was berichtet Vogel Butimar von seinem Flug über eine zukünftige Welt?

Hör mal, wer da dommelt!

Die Lebensrealitäten von vielen Menschen zeigen schon heute: Durch Familie, Arbeit, Reisen sind wir rund um den Globus vernetzt und unterwegs. Gleichzeitig erfordern der Klimawandel und globale Ungerechtigkeiten ein Umdenken. Verlangt sind umfassende Lösungen. Neue Regeln für eine gerechtere Mobilität können aber nicht von einzelnen Nationen allein ausgehandelt werden, hier ist die Weltgemeinschaft gefragt. Doch wie können Alternativen aussehen? Und wer ist bereit für Veränderung? Vielleicht zeigen uns mal die Vögel, wie es gehen kann: Rohrdommel Butimar nimmt euch in der Ausstellung mit auf einen Rundflug über eine zukünftige Welt. Vögel fliegen und flattern doch schließlich auch über Begrenzungen und Fahnen hinweg …

Foto: David von Becker


"Hey, komm mit mir mit! Auf einen kurzen Flug über die Erde der Zukunft. Von oben betrachtet, sehen die Dinge ganz anders aus. Zumindest für mich, wenn ich über sie gleite. Oh, ich sollte mich erst mal vorstellen: Hola, gunaydın, shalom und habari? Ich heiße Butimar und bin ein Vogel – Botaurus stellaris, zu Deutsch Rohrdommel.

Wenn ich so durch die vielen begrünten Wolkenkratzer cruise und mit den Roboter-Bienen der Menschen spiele, dann merke ich: Einiges hat sich schon getan in den letzten Jahren. Ich mag ja diese Menschen auch, aber sie brauchen echt lange, um wirklich neu über die Welt als ihr eigenes Zuhause nachzudenken und wirklich etwas umzukrempeln.

Sie möchten ständig die natürlichen Grenzen ihrer Gattung überschreiten, sogar die Erde in Richtung Weltall hinter sich zurücklassen. Aber gleichzeitig teilen sie die Erde unter sich auf und sagen sich gegenseitig: „Das hier ist unser Zuhause, das da drüben ist eures.“ Ich meine, ich als Vogel fliege und flattere doch auch über Begrenzungen und Fahnen hinweg und habe die Freiheit, mich dort niederzulassen, wo es mir gefällt. Warum ist das bei den Menschen nur so kompliziert?

An sich sind sie ja lernfähig. Immerhin gibt es jetzt diesen neuen Pass, der allen erlaubt, Grenzen zu überwinden und sich frei zu bewegen. Das ist ein erster, guter Schritt. Aber leider höre ich nicht nur Begeisterung, sondern auch Zweifel und Ängste, wie: „Ich soll wohl mein Geld und meinen Job teilen mit Leuten, die ich gar nicht kenne.“ Da fliege ich nur weiter und denk’ mir – dann lern‘ sie doch kennen. Ich fliege noch weiter, und weiter über das Land, über riesige Algenplantagen und Solarsiedlungen, und da höre ich: „Endlich! Niemand ist mehr ausländisch, niemand mehr inländisch, und alle werden Mittelschicht.“ Andere wiederum schreien: „Kein Land, keine Kultur, kein Essen, keine Sehenswürdigkeit, kein Fest und keine Wurst ist mehr besonders.“

Also wenn ihr mich fragt: Lasst mal die Vögel ran. Gemeinsam an die Wurzeln! Weiter und breiter, kosmopolitisch plural, viel transnational. Mehr Recht auf Rechte, für alle Lebewesen und Körper! Nüsse und Balle nicht vergessen, und sowieso: weniger Arbeit, weniger Ausweis, sonst drehen wir uns – tada! – im Kreis. Und damit: Adiós da draußen, до свидания, sayōnara und gleichzeitig tschüss."