Grafik: Polygraph Design
Happy End fürs Obst
Die Banane hat schwarze Flecken, die Paprika schrumpelt vor sich hin und riecht die Milch nicht etwas säuerlich? Ab in den Müll. Jede*r Deutsche wirft pro Jahr etwa 55 Kilogramm Lebensmittel weg, jeden Tag sind das 150 Gramm. Oft ist das Essen gar nicht verdorben, sondern sieht nur nicht mehr appetitlich aus. Obst, Gemüse und Backwaren machen einen Großteil der Nahrungsabfälle aus.
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Das Bundeministerium für Ernährung und Landwirtschaft plant, die Lebensmittelverschwendung bis zum Jahr 2030 mindestens um die Hälfte zu reduzieren. Nicht nur politisch geförderte Projekte, sondern auch private Initiativen engagieren sich für dieses Ziel, indem Lebensmittel geteilt und Reste verwertet werden.
Projekte und Beispiele
Foodsharing e.V.
Die Initiative setzt sich seit 2012 für die Rettung von Lebensmitteln ein. Über eine Online-Plattform werden Produkte angeboten, die bei Unternehmen oder privaten Personen übrigbleiben. Ehrenamtlich Tätige holen Obst, Gemüse und Co. ab und verteilen es an die Lebensmittelretter-Gemeinschaft oder Bedürftige. Wer vor dem Urlaub noch schnell verderbliche Lebensmittel abgeben will, kann auch direkt sogenannte “Fair-Teiler” aufsuchen – frei zugängliche Sammelstellen für Lebensmittel mit einem Kühlschrank. Mehr als 200 000 Nutzer*innen sind im deutschsprachigen Raum angemeldet. Jeden Tag finden 1000 Abholungen statt. So werden jedes Jahr etwa zehn Tonnen Lebensmittel von Supermärkten, Bäckereien und Bauernhöfen gerettet.
Mundraub.org
Viel zu oft verdorren die Früchte an Obstbäumen an Landstraßen oder auf öffentlichen Plätzen oder fallen ungenutzt zu Boden. Das Projekt mundraub.org stellt online eine Karte zur Verfügung, auf der Sträucher, Büsche und Obstbäume verzeichnet sind, die von allen geerntet werden dürfen. Viele Tausende Menschen nutzen das Portal bereits, suchen die Orte auf, melden neue Funde und tauschen Erfahrungen und Rezepte in Foren. Allein für Berlin sind mehr als 2000 Fundstellen verzeichnet.
Supermarkt für Wegwerfware
Lebensmittel, die Großhändler nicht verkaufen können, werden im Reste-Supermarkt „Sirplus“ angeboten. Mal ist das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen, mal sehen Obst und Gemüse nicht appetitlich genug aus. Die Mitarbeiter*innen von „Sirplus“ prüfen die Produkte auf Genießbarkeit und bieten sie dann in ihren Läden zum Verkauf an. Die Händler werden überschüssige Waren los und sparen sich die Kosten für die Entsorgung. Und: Gemeinnützige Organisationen wie „Die Tafeln“ erhalten bei der Abgabe der Lebensmittel immer Vorrang.
Die Tafeln e.V.
Die “Tafeln” sind seit Jahrzehnten eine feste Größe in der Rettung von Lebensmitteln. Sie sammeln Reste aus dem Großhandel oder Supermärkten ein und verteilen sie an sozial und wirtschaftlich Benachteiligte. Doch das Angebot der “Tafeln” reicht noch weiter. Für viele Menschen sind sie auch Treffpunkte: In einigen Städten organisieren “Tafeln” Cafés, bereiten kostenlose Mahlzeiten zu und veranstalten Kleidermärkte und Bücherbörsen. 30 000 Lebensmittelläden sind beteiligt und etwa 264 000 Tonnen Lebensmittel werden gesammelt. Um noch mehr Lebensmittel retten zu können, soll künftig eine digitale Plattform entstehen. Dort sollen Schnittstellen zwischen den „Tafeln“ und Händlern geschaffen werden.
Reste á la carte
Immer mehr Restaurants und Catering-Unternehmen bemühen sich, unverkäufliche Nahrung zu verwerten. Beispiele wie „Restlos glücklich“ in Berlin zeigen, dass mit Lebensmitteln, die für den Müll bestimmt waren, noch hervorragend gekocht werden kann. Auch in den Küchen herkömmlicher Gastronomie bleiben oft Speisen übrig. Mit Plattformen wie „Too good to go“ oder „ResQ Club“ kann dieses Essen gerettet werden. Viele Restaurants und Bäckereien bieten jeden Tag übrig gebliebene Gerichte und Waren an, die meist zum Ladenschluss für einen reduzierten Preis abgeholt werden können.
Smarte Verpackung
Ist das noch genießbar? Mit dieser Frage setzen wir uns oft beim Blick in den Kühlschrank auseinander. Aus Angst Verdorbenes zu essen, werfen wir im Zweifel die Lebensmittel weg. Fraunhofer-Institute forschen an einer Lösung, dieser Verschwendung entgegen zu wirken. Die Idee: Eine Verpackung, die ermittelt, ob das Essen noch genießbar ist. Das könnte zum Beispiel über chemische Stoffe im Deckel von Verpackungen geschehen. Sie funktionieren wie Sensoren, die auf Gase oder Sporen reagieren, die beim Verfall der Lebensmittel entstehen. Ist zum Beispiel das Fleisch nicht mehr genießbar, würde sich die Verpackung verfärben.