Die Vermessung der Berliner Luft
„Ja, ja, ja, das ist die Berliner Luft, Luft, Luft,
so mit ihrem holden Duft, Duft, Duft“
– Paul Lincke 1904 –
Die berühmte Berliner Luft wurde sogar in einem Gassenhauer verewigt. Aber ist sie wirklich so gut?
Das werden demnächst ca. 50 Bürgerwissenschaftler*innen direkt bei sich zu Hause messen können. Das Futurium startet sein erstes langfristiges Citizen-Science-Projekt in Zusammenarbeit mit den Machern der senseBox. Die Open-Source-Wetterstation kann ganz einfach zusammengebaut und programmiert werden und dann verschiedene Werte messen: z.B. die Luftfeuchtigkeit, die Temperatur oder die Feinstaubbelastung.
Für all diese Werte gibt es Sensoren, die an die senseBoxen angeschlossen werden. Im Rahmen des Futurium-Projekts werden zwei neue Sensoren ihre Premiere feiern: einer für Stickoxidwerte und einer für Ozon. Die neuen Sensoren machen den Umgang mit der senseBox aber auch etwas kniffliger. Deswegen helfen Thomas Bartoschek und Mitglieder seines Teams, die die senseBox an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster entwickelt haben, bei der Einrichtung. In mehreren Workshops werden die Teilnehmenden in das Projekt und die Arbeit mit den Boxen eingeführt. 14 Teilnehmende bekommen die neuen Sensoren gezeigt. Das Futurium selbst bekommt ebenfalls eine senseBox auf’s Dach. Sie misst zusätzlich noch Wind und Regen.
Die Messwerte aller senseBoxen werden in die openSenseMap eingespeist und dort als offene Daten jedem zur Verfügung gestellt, der sich informieren oder sie für eigene Forschungsprojekte nutzen möchte. „Die Feinstaubbelastung der Städte, der Abgasskandal und Umweltschutz allgemein sind Themen, die viele Menschen beschäftigen und zu denen es gleichzeitig zu wenig Daten gibt“, erzählt Thomas Bartoschek. „In Münster gibt es zum Beispiel nur zwei offizielle Messtationen. Eine an einer großen Straße, die andere in einem Wohngebiet.“ Die senseBoxen sorgen für eine bessere Abdeckung Deutschlands mit Messstationen und ihre Werte stellen eine wertvolle Ergänzung der offiziellen Daten dar.
So hat zum Beispiel ein Geograf aus Bayreuth die Feinstaubdaten aller senseBoxen analysiert und nach zeitlichen Spitzen gesucht. Vor allem Silvester stach heraus, was wenig überrascht, allerdings der Umstand, dass der Feinstaub noch einige Tage danach in der Luft lag. Ein Student hat wiederum einen Algorithmus entwickelt, der sagt, wo am besten senseBoxen aufgestellt werden sollten, um besonders effizient zu messen. An diesem Modell wird sich auch die Verteilung der Futurium-senseBoxen orientieren, soweit das mit den Teilnehmenden und ihren Wohnorten verträglich ist. Bürger*innen können auf der openSenseMap aber auch einfach nur gucken, wie es um die Luft in ihrer Straße, auf ihrer Joggingstrecke oder in ihrer anvisierten Wohngegend bestellt ist.
Bereits ein Jahr vor Eröffnung des Futuriums werden die senseBoxen bei den Teilnehmenden zu Hause anfangen, die Luftqualität zu messen und fleißig Werte zu sammeln. Das Netz der Futurium-senseBoxen wird mit Eröffnung im September 2019 dann Daten für eine interaktive Installation im Futurium Lab liefern. Sie werden dort in Echtzeit einfließen und auf einer topografischen Karte von Berlin die aktuelle Luftqualität anzeigen. Zusammen mit Veranstaltungen und Bildungsmaterialien wird die senseBox fester Bestandteil des Futurium-Lab-Programms bis 2020 werden und vielleicht noch darüber hinaus.