Grafik: Polygraph Design

Bitte keine Werbung

Täglich begegnen wir etwa 5000 Werbebotschaften – ob als Plakate, Flyer, im Fernsehen oder digital. Für die ungeliebte Werbung in unseren Briefkästen und auf Plakaten in der Stadt fallen jedes Jahr sogar mehrere hundert Kilogramm Papier pro Person an. Reklame verursacht allerdings nicht allein große Müllberge, sondern weckt in uns den Wunsch, mehr Dinge besitzen zu wollen.

Grafik: Polygraph Design

In vielen Städten der Welt haben sich Initiativen gegründet, die sich für ein Verbot von Werbung im öffentlichen Raum aussprechen. Die Städte sollen ohne Anzeigen auf den Straßen lebenswerter, die Architektur sichtbarer und der Konsum reduziert werden.

Städte und Projekte im Überblick

Berlin Werbefrei

Große Plakatwände oder digitale Werbetafeln vereinnahmen den Stadtraum – so sieht es die Initiative „Berlin Werbefrei“. Deshalb wollen sie ein Volksbegehren erreichen. So soll öffentliche Reklame stark reguliert und reduziert, digitale Werbeanlagen in der Stadt sogar verboten werden. Auf Plakaten sollen dann nur noch kulturelle, politische oder sportliche Veranstaltungen publik gemacht werden. Ein Gesetzesentwurf befindet sich derzeit in der Rechtsprüfung.

Logo des Volksentscheids „Berlin Werbefrei“. Foto: Berlin Werbefrei

São Paulo

In der brasilianischen Stadt wurde im Januar 2007 ein strenges Außenwerbeverbot eingeführt. Mit dem „Clean City Law“ wurden 15.000 Plakatflächen und 1300 Riesenposter entfernt: Es gibt keine riesigen Billboards, Poster, Plakate, stromfressende Neonreklamen oder Werbung auf Fahrzeugen mehr. Die Fassadenwerbung muss verhältnismäßig sein und Veranstaltungswerbung darf keine Firmenlogos beinhalten. Drei Monate hatten Unternehmen Zeit, um sich den neuen Vorschriften anzupassen.

Logo des Volksentscheids „Berlin Werbefrei“. Foto: Lucas / Fotolia

Grenoble

Als erste in Europa schaffte die französische Stadt Grenoble im Jahr 2015 schrittweise Werbung im öffentlichen Raum ab. Mit dem Wahlversprechen, die Stadt Grenoble von Außenwerbung zu befreien, erzielte das Bürgerbündnis aus Linken und Grünen bei der Stadtwahl 2014 über 40 Prozent der Stimmen. Statt der Tafeln wurden an vielen Stellen Bäume gepflanzt. Es entstand auch Platz für neue Fahrradständer und Begegnungszonen. Eine Vielzahl von neuen, freien Plakattafeln dürfen nun kulturelle und soziale Einrichtungen nutzen.

Die werbefreie Altstadt von Grenoble, Frankreich. Foto: Kavalenkava / Fotolia

Letzte Werbung

Etwa 33 Kilogramm Reklame bekommt jeder deutsche Haushalt im Jahr. Die meisten Werbeprospekte werden ungelesen entsorgt. Die Initiative „Letzte Werbung” setzt sich dafür ein, dass alle Briefkästen in Deutschland einen „Keine Werbung“-Aufkleber bekommen. Deshalb verschickt sie die Sticker für den Briefkasten zuhause und legt sie bei Partnerstellen zur kostenlosen Mitnahme aus. Gerade hat die Non-Profit Organisation mit „Stoppt die Plastikpost” eine Kampagne ins Leben gerufen, bei der man der Zustellung eingeschweißter Werbeprospekte widersprechen kann.

Aufkleber für den eigenen Briefkasten. Foto: Letzte Werbung

NO-AD Day

Der „NO-AD Day” zeigt sich solidarisch mit dem „Kauf-Nix-Tag“ (Buy Nothing Day), der 1992 vom kanadischen Künstler Ted Dave erfunden wurde, und seitdem als Aktionstag Ende November stattfindet. Teilnehmer*innen des „NO-AD Days” entfernen am Tag vor dem „Kauf-Nix-Tag“ so viel öffentliche Werbung wie möglich. Die Aktionen sollen auf übermäßigen Konsum und die Rohstoffe, die durch unser Kaufverhalten verbraucht werden, aufmerksam machen.

„NO-AD Day“ in Berlin. Foto: Activists NO-AD Day / Vermibus

DDV-Robinsonliste

Der Deutsche Dialogmarketing Verband bietet Verbraucher*innen die Aufnahme in die Brief-Robinsonliste an. Hier können sich alle eintragen, die keine adressierten Werbebriefe mehr von Unternehmen zugestellt bekommen möchten, ohne dort Kund*innen zu sein. Ein Eintrag in die Liste ist auch online möglich.

Online-Eintrag für die „Robinsonliste“. Foto: DDV