Grafik: Polygraph Design
Autofrei unterwegs
80 Prozent des gesamten Personenverkehrs sind Fahrten mit dem Auto oder Motorrad. Auf 1000 Einwohner*innen kommen in Deutschland etwa 570 PKWs. Die Bilanz des Autoverkehrs: Lärm, Abgase und asphaltierte Flächen überall in Städten.
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Die Belastung für das Klima könnte verringert werden, wenn die Nutzung von privaten Fahrzeugen an Reiz verliert – durch gut ausgebaute Radwege, günstigen Nahverkehr oder kurze Wege zum Job oder Supermarkt. Nicht nur in der Stadt, sondern auch in ländlichen Gegenden.
Projekte und Beispiele
Radverkehr stärken
Keine oder schlecht ausgebaute Fahrradspuren, an jeder Ampel muss man warten und am Zielort gibt es kaum Fahrradständer: Viele Städte könnten mehr Maßnahmen ergreifen, um den klimafreundlichen Verkehr mit dem Drahtesel zu fördern. Einige „Fahrradstädte“ zeigen bereits, wie das geht: In Kopenhagen ziehen sich breite Radspuren durch das Zentrum, auf viel befahrenen Strecken gibt es sogar eigene Radschnellwege. Selbst eine Megacity wie London hat „Cycle Superhighways“ in den Stadtverkehr integriert. Um spontan Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen zu können, finden sich mehr und mehr Leihräder an den Straßen und auf öffentlichen Plätzen größerer Städte. Damit die Fahrt mit dem Rad im Verkehr sicherer wird, investieren einige Städte in die bauliche Abgrenzung von Radwegen. Es bleibt aber noch viel zu tun.
Parkplätze verringern
Wer mit einem Auto in den Zentren großer Städte unterwegs ist, kennt das Leid der Parkplatzsuche. Zwischen 40 und 70 Stunden verbringt jede*r Autofahrer*in pro Jahr mit dem Suchen eines Parkplatzes. Oft genug ein Grund, das Auto stehen zu lassen und aufs Fahrrad oder in den Bus zu steigen. Die estnische Hauptstadt Tallinn verringert deshalb gezielt die verfügbaren PKW-Parkplätze. In Stuttgart werden die Flächen für parkende Autos in Orte des städtischen Lebens umgewandelt: Diese „Parklets“ sind kleine urbane Inseln, die Sitzgelegenheiten, Begrünung und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder bieten.
Parklet in der Bergmannstraße, Berlin.
Foto: Von Fridolin Freudenfett – eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=78292596
Gut und günstig: Öffentlicher Nahverkehr
Das Angebot von Bus und Bahn könnten viel mehr Menschen für regelmäßige Fahrten nutzen. Doch nur wenige nutzen das Angebot. Einige Städte haben deshalb entschieden, die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos anzubieten – eine Übersicht dazu gibt es auf der Webseite freepublictransport.info. Nicht immer ist das Konzept des kostenlosen öffentlichen Nahverkehrs aufgegangen. Eine Studie der Technischen Universität Dortmund hat gezeigt, dass nicht allein der Preis für den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel entscheidet. Um mehr Menschen zu begeistern, müssten viele Strecken häufiger befahren werden, Bahnen weniger voll sein und ausreichend viele Haltestellen zur Verfügung stehen.
In Tallinn werden Parkplätze verringert und der öffentliche Nahverkehr kostenlos für Einwohner*innen angeboten.
Foto: Rain / fotolia
Kurze Wege
Bis zum Job 50 Kilometer über die Landstraße, der Supermarkt in der nächsten Stadt: Gerade in ländlichen Gegenden geht es oft nicht ohne ein Auto. Doch auch hier gibt es Möglichkeiten, damit das Auto häufiger in der Garage bleibt. Tägliches Pendeln könnte einigen Tagen im Home-Office weichen. Nicht für jede Besprechung muss man ins Büro fahren, sondern könnte Videokonferenzen abhalten. Ist der Supermarkt weit vom Wohnort entfernt, kann es sich lohnen, eine „Foodcoop“ zu gründen. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von mehreren Haushalten, die gemeinsam größere Mengen Lebensmittel direkt vom Hersteller oder Großhändler beziehen.
Fehlen Butter oder Eier für den Sonntagskuchen? In ländlicheren Gegenden könnten kleine Läden wieder Grundnahrungsmittel anbieten oder Automaten, zum Beispiel für Obst und Gemüse von regionalen Höfen, aufgestellt werden – auch das gibt es bereits in einigen Regionen.
Der kleine Tante-Emma-Laden um die Ecke.
Foto: Martina Nolte, Tante-Emma-Laden Nürnberg, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de